Bereits zum zweiten Mal rief das Bündnis „Stammheim ist bunt“ zu einer Kundgebung gegen eine Veranstaltung der nazistischen Partei „Die Rechte“ in Stammheim auf. Nachdem bereits am Pfingstsonntag hunderte Menschen zu einer Andacht gegen rechts kamen, waren es diesmal wieder 300 Menschen aus dem Ort und der Umgebung, die sich gegen das Zentrum der Rechten mitten in Stammheim wehrten.
Am Pfingstsonntag hatte die die „Rechte“ ihre bayerische Landeszentrale in einem ehemaligen Gasthof mitten in dem malerischen Weinort Stammheim eröffnet. War der Protest damals von Seiten der Organisatoren eher zurückhaltend und unpolitisch konzipiert, so war diese Kundgebung in ihrer Ausrichtung gegen rechts nun sehr deutlich und kämpferisch. Bürgermeister Horst Herbet (CSU) kündigte an, dass die Stammheimer so lange Widerstand leisten würden bis die Rechten aus Stammheim verschwunden wären.
Landrat Florian Töpper (SPD) bekundete seine Unterstützung und verlas eine Solidaritätsbotschaft des Kreistages. Bürgermeister Claus Seifert (SPD) aus Scheinfeld erzählte eindringlich von 1000 Nazis, die seine Gemeinde zu einem rechten Hass-Konzert heimgesucht hätten. Er freute sich, dass die Stammheimer von Beginn an Widerstand gegen die Rechten im Ort organsiert hätten. In Wunsiedel dachte man nämlich lange, dass den Nazis durch Nichtbeachtung am besten beizukommen sei. Das sei jedoch ein Trugschluss gewesen und Wunsiedel habe durch ständig wiederkehrende Nazi-Veranstaltungen ein zweifelhaftes Image als Nazihochburg bekommen. In den letzten Jahren habe sich aber auch dort Wiederstand organisiert. Im letzten Jahr wurde ein unfreiwilliger Spendenlauf der Rechten für „Exit“ organsiert, der viel Aufsehen erregte und die Rechten bloß stellte.
Mit Martin Becher war der Geschäftsführer des bayerischen Bündnisses für Toleranz nach Stammheim gekommen. Er bemerkte, dass für Stammheim die Nazistätte ganz besonders schlimm sei, da sie sich gut sichtbar mitten im Ort befände und nicht wie anderswo weniger exponiert am Orts- bzw. Stadtrand. Er freue sich aber, dass sich in Stammheim sofort aktiver Widerstand gegründet habe. Die vielen Akteure aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Zusammenhängen und damit auch mit unterschiedlichen Motiven, sich zu engagieren, seinen wichtig für Stammheim und sorgten für ein breites Bündnis in der Bevölkerung.
Burkhard Krapf, der Koordinator von „Stammheim ist bunt“, rief alle aus Stammheim wie auch aus der Umgebung auf, am runden Tisch mitzuwirken. Die Stammheimer hätten gezeigt, dass sie sich mit viel Phantasie und Einsatz wehren würden. „Zusammen mit unserer Vielfalt gegen deren Einfalt!“ so Krapf.
Gerd Völk, der Pressekoordinator von Stammheim ist bunt, verlas zudem eine Botschaft des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, der aufgrund des Sabbats nicht persönlich anwesend sein konnte. Unter der Leitung von Gerd Völk begann dann der zweite Teil der Kundgebung, eine öffentliche Probe der Blasmusikkapelle, die unter dem Motto „Wir blasen den Rechten den Marsch!“ stand. Vor jedem Stück ging Bernhard Seißinger auf jüdische Komponisten, die von den Nazis in Konzentrationslagern getötet worden waren, ein und zitierte aus deren Werken.
Das wiederum große Polizeiaufgebot war wenig gefordert. Einen Zwischenfall gab es jedoch. So beleidigte ein Nazi in den Abendstunden einige Besucher der Kundgebung. Gegen ihn wird ermittelt.