Was wurde nicht alles in den vergangenen Wochen und Monaten über die „Steigerwaldbahn“ berichtet. Intensiv und teilweise emotional wird über die Reaktivierung heftig debattiert und gestritten. Für eine Versachlichung der Diskussion und eine realistische Einschätzung will sich SPD-Fraktionschef Stefan Rottmann stark machen. „Wir sind an einem wirtschaftlich, ökologischen und vor allem alltagstauglichen Mobilitätsangebot interessiert, das für die Menschen in der Region einen echten Mehrwert bringt!“, sagt Rottmann. An Parteipolitik oder Profilierungen werde sich die SPD dagegen nicht beteiligen.
Es sei richtig und notwendig, eine mögliche Reaktivierung auf Herz und Nieren zu prüfen, bevor dann ein endgültiges Urteil über das Schienennetz gefällt wird. Es sollte sich niemand nachsagen lassen, man hätte nicht wirklich alles unternommen, um die Bahnstrecke zu retten.
Sich die Zeit zu nehmen und die Potentialanalyse der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) abzuwarten, war daher sinnvoll. Ein maßgebliches Kriterium für die Betriebsaufnahme der Bahn ist die mögliche Frequenz durch Bahnreisende auf der Strecke. Die Nachfrage wurde im Gutachten der BEG mit 563 Personenkilometer angegeben, was für Ernüchterung gesorgt habe. Der Wert drückt die durchschnittliche Auslastung der untersuchten Bahnstrecke auf ihrer ganzen Länge aus - für eine Reaktivierung müsste allerdings die Schwelle von 1.000 Personenkilometern überschritten werden.
Jetzt gilt es den Unterschied nachvollziehbar aufzuklären, die Zahlen und Berechnungsgrundlagen offen zu legen, um mögliche nicht berücksichtigte Potenziale noch einfließen zu lassen. Transparenz sei nun das Gebot der Stunde um Vertrauen zu schaffen, wie Stefan Rottmann fordert.
Jedenfalls hat die Potenzialanalyse nicht dazu beigetragen – sollten sich die Zahlen bestätigen -, dass mit einer absehbaren Aufnahme des Bahnbetriebs zu rechnen sei. Maßgeblich für die weitere Entwicklung sei für die SPD die Interessenlage und Haltung der Anrainergemeinden – diese müsse in die weiteren Überlegungen unbedingt mit einbezogen und akzeptiert werden. Gegen den Willen der betroffenen Kommunen lasse sich eine Reaktivierung der Bahnstrecke kaum realisieren, selbst wenn es der Thüringer Eisenbahn GmbH (ThE) gemeinsam mit der Internationalen Gesellschaft für Eisenbahnverkehr (IGE) und hohem ehrenamtlichen Engagement gelänge, den Zug wieder aufs Gleis zu setzen, erklärt Stefan Rottmann.
Die Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten gehe allerdings rasant weiter und könne noch nicht abgesehen werden, deswegen plädiert die SPD dafür, die Strecke als zusammenhängendes Band zu belassen, um auf Fortschritte bei der Mobilitätswende reagieren zu können. Bahngrundstücke rechts und links der Strecke könnten aber für die weitere Nutzung und Entwicklung in den Kommunen freigegeben werden.
Kurzfristig lasse sich bei Bedarf wohl am ehesten ein Schnellradweg realisieren. Ob der von der CSU ins Spiel gebrachte „People-Mover“, also ein autonomes Fortbewegungsmittel auf der Strecke, von den Bürgern angenommen werde, sei fraglich. Wenn das Gefährt mit gemächlichem Tempo zwischen den Ortschaften pendelt, dann ist dies kaum alltagstauglich, sondern eher als sonntägliches Freizeitangebot zu verstehen.
„Die Idee eines solchen innovativen Projekts ist gut, vor allem auch, weil sie die hiesige Industrie mit einbezieht: Allerdings müssen wir an die Pendler denken, die schnell von A nach B kommen müssen!“, erklärt Rottmann. Hier müsse die CSU nachvollziehbar darlegen, wie alltagstauglich tatsächlich der „People-Mover“ sei. Ansonsten müsse darauf geachtet werden, dass es keine Kannibalisierungseffekte bei den Fahrgästen im Hinblick auf den allgemeinen ÖPNV gibt. So oder so muss ein neues Mobilitätsangebot, egal ob Eisenbahn oder „People-Mover“, eine sinnvolle Ergänzung zum neuen ÖPNV-Konzept sein und darf keine Konkurrenz darstellen. Rottmann fordert schließlich, dass Bahngegner und -befürworter jetzt aufeinander zugehen um für die Region gemeinsam das Beste zu erreichen.
Um die regionale Daseinsvorsorge seiner Bürgerinnen und Bürger durch eine nachhaltige Verbesserung der Mobilität in Zukunft sicherzustellen und den Standort Landkreis Schweinfurt als Wohn- und Wirtschaftsstandort attraktiver zu machen, habe der Landkreis Schweinfurt mittlerweile ein überzeugendes Mobilitätskonzept erstellt und nehme damit eine Vorreiterrolle ein, lobt Stefan Rottmann. Auch der Beitritt zum Verkehrsverbund Mainfranken werde wesentliche Verbesserungen für die Fahrgäste mit sich bringen, erklärt Rottmann. Moderne Busse mit innovativen und CO2-neutralen Antriebstechnologien auf allen Buslinien könnten einen beachtlichen Beitrag zum Klimaschutz liefern. Hier lohnen sich weitere Anstrengungen, da dort noch weitaus größeres Potenzial stecke. Damit der ÖPNV auf mehr Akzeptanz stoße, sei ein Imagewandel notwendig. Mit erschwinglichen Fahrpreisen und einer attraktiven Taktung der Buslinien könnten noch mehr Menschen auf Busse umsteigen. (Foto Elisabeth Braum)